RAVENSBURG / chm - Kein Spiel wie jedes andere: Wenn am Sonntag der FV Ravensburg II den SV Oberzell zum Derby in der Fußball-Landesliga erwartet, dann geht es um viel Prestige. Vor einer schweren Aufgabe steht derweil der SV Weingarten. Der Aufsteiger spielt am Samstag beim Tabellenführer FV Olympia Laupheim.
FV Ravensburg II – SV Oberzell (So, 14.30 Uhr) – Achim Pfuderer, der Trainer des SVO, hat nicht die besten Erinnerungen an Auswärtsspiele beim FV II: „Die Bilanz ist für uns alles andere als gut in den letzten Jahren – es ist Zeit, dass wir diese Negativ-Serie beenden.“
Für Pfuderers halben Kader ist die Partie eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Einer der Oberzeller Spieler mit FV-Vergangenheit ist Andreas Braunagel. Runde 100 Minuten – eine knappe halbe Stunde im Heimspiel gegen den VfB Friedrichshafen, genauso lang beim SV Bad Buchau, eine Halbzeit gegen den FV Olympia Laupheim – war Braunagel bis jetzt für Oberzell im Einsatz. Dabei hat der Routinier bereits zwei Treffer erzielt: Den ersten – quasi zum Aufwärmen – zum 5:0-Endstand in Bad Buchau. Der zweite war schon ein entscheidender: Braunagels Treffer in der 87. Minute bedeutete am vergangenen Samstag den Ausgleich zum 2:2 und einen Punkt gegen Spitzenreiter Laupheim.
Ein Tor, das für Riesenjubel sorgte – und das für die Mentalität steht, die das Trainer-Duo Pfuderer/Wittich der Mannschaft eingetrichtert hat: Leidenschaftlich auftreten und niemals aufgeben. „Gegen den Tabellenführer 40 Minuten in Unterzahl spielen, den Rückstand kassieren und doch noch ausgleichen – das schaffen nicht viele Mannschaften“, hatte nach der Partie Pfuderer anerkennend gesagt. Weil neben der zuletzt so erfolgreichen Flügelzange Hartwig/Pfeiffer auch noch Manuel Volk krankheitsbedingt passen musste, hatte eigentlich nicht viel für einen Oberzeller Punkterfolg gegen die davor in elf Spielen in Serie siegreichen Laupheimer gesprochen.
Ein Punkt gegen Laupheim – schön und gut. Alles nichts gegen einen Erfolg beim Lokalrivalen. „Wir werden alles daransetzen, dort mindestens einen Punkt mitzunehmen“, betont der Trainer.
Natürlich ist es auch in Ravensburg angekommen, dass die Oberzeller in Unterzahl kurz vor Schluss noch einen Punkt gegen den souveränen Tabellenführer geholt haben. „Zu zehnt wachsen Mannschaften oft über sich hinaus“, sagt Matthias Thuro. Der Trainer des FV II mag da nicht hinten anstehen: „Wir haben ja auch vergangene Saison zu zehnt in Oberzell gewonnen.“
Zwei Mal hat der FV die Rivalen 2012/13 mit 2:1 besiegt – und wenn es nach Thuro geht, soll das so weitergehen: „Wir wollen alle Punkte hier behalten.“ Dass seine Mannschaft nach der in Baltringen abgesagten Partie aus dem Rhythmus kommen könnte, glaubt der Trainer nicht – im Gegenteil: „Burak Soyudogru wäre nicht einsatzfähig gewesen – vielleicht hat die Pause dem einen oder anderen sogar gutgetan.“ Dass jetzt für den FV bereits zwei Nachholspiele auf dem Programm stehen, nervt indes schon: „Im dümmsten Fall laufen wir zwei Drittel der Saison den anderen hinterher, was die Zahl der Spiele anbelangt.“
Deshalb soll das Derby unbedingt stattfinden. Für den Fall, dass das Wetter ein Spiel auf normalem Rasen unmöglich macht, ist der Kunstrasenplatz des TSB angefragt. Entspannt geht der Trainer die Torwartfrage an: Gerd Högerle steht erneut bereit – spätestens nach dem Spiel der ersten Mannschaft am Samstag wird feststehen, wer für den FV II tags darauf zwischen den Pfosten steht. Entspannt klingt der Coach auch, wenn er nach den Qualitäten des Gegners gefragt wird: „Wir kennen die starke Oberzeller Offensive, aber wir haben in der Defensive mit Sime Kresovic, Marc Reischmann oder Tunc Albayrak starke Spieler – wir müssen uns nicht verstecken.“
FV Olympia Laupheim – SV Weingarten (Sa, 14.30 Uhr) – Dem SV Weingarten gelang es, im Kellerduell mit dem SV Bad Buchau die Partie zu drehen. Wie schwer Abstiegskampf auf das Gemüt drücken kann, war am Gegner zu sehen: Die Buchauer, bis zur 60. Minute das bessere Team, gerieten durch den Ausgleich völlig aus dem Tritt. Der Sieg gegen den Mitaufsteiger und Abstiegskonkurrenten war bitter nötig für den SVW: Bis zur Winterpause muss das Team von Trainer Michael Steinmaßl noch nacheinander gegen Laupheim, Ravensburg II und Oberzell ran.
Den Anfang macht die Partie beim FV Olympia Laupheim am Samstag. „Die Rollen sind klar verteilt. Laupheim ist Favorit. Wir brauchen einen Sahne-Tag, um dort etwas zu holen“, ist sich Steinmaßl im Klaren. Aber er schränkt ein: „Laupheim hat eine tolle Serie hingelegt, aber sie sind keine Übermannschaft.“ Gefährlich sind insbesondere die Standards von Olympia. Darauf hat Steinmaßl sein Team eingestellt: „Ich setze insbesondere auf die Kopfballstärke von Andreas Pfleghaar und Dominik Delimar – und auf unseren Torwart Heiko Holzbaur.“ Kapitän Pfleghaar soll sich um den wohl kopfballstärksten Laupheimer Dominik Gemeinder kümmern.
Insgesamt dominiert bei den Weingartenern die Vorfreude auf die Partie beim Tabellenführer: „Dafür sind wir aufgestiegen, um gegen Teams wie Laupheim, Biberach, Friedrichshafen oder Oberzell zu spielen“, sagt Michael Steinmaßl. „Die Anspannung vor dem Spiel gegen Bad Buchau war greifbar – die Stimmung in der Vorbereitung auf Laupheim war nach dem Sieg viel gelöster.“
Von Christian Metz