RAVENSBURG / sz - Der FV Ravensburg hat die Heimspielpremiere in der Fußball-Oberliga am Samstag verpatzt und musste beim 1:3 gegen den Meisterschaftsanwärter Astoria Walldorf reichlich Lehrgeld zahlen. Nach einer bärenstarken ersten halben Stunde führte der FV mit 1:0 und vergab noch einige klare Chancen. Innerhalb von zwei Minuten drehten die cleveren Nordbadener die Partie und spielten den Sieg am Ende nach Hause. „Wir haben heute viel richtig gemacht und einen starken Gegner beherrscht“, sagte FV-Kapitän Ralf Heimgartner nach dem Spiel, „wir waren aber zu dumm vor dem Tor und haben dann zwei bittere Tore bekommen.“
Nach einer kurzen Abtastphase kam der FV Ravensburg am Samstag sehr gut ins Spiel. In der Abwehr standen die Oberschwaben zunächst sicher, nach vorne konnten sie immer wieder Nadelstiche setzen. Heimgartner hatte in der zehnten Minute die erste Chance, sein Linksschuss aus 18 Metern ging knapp am rechten Pfosten vorbei. Beide Teams taten sich anfangs schwer, Anspielstationen zu finden, aber Ravensburg hatte klare Vorteile. In der 19. Minute tankte sich Daniel Di Leo über halbrechts durch, Jürgen Rennar im Astoria-Tor rettete für Walldorf in höchster Not. In der 23. Minute sorgte Manuel Herrmann für eine Schrecksekunde bei Ravensburg. Der Torwart vertändelte den Ball ohne Not vor dem eigenen Tor, drei Spieler von Walldorf konnten es eigentlich unter sich ausmachen, wer den Ball ins Tor schiebt. Am Ende versuchte es Daniel Hahn von der linken Seite und Herrmann machte seinen Fehler mit einem Panther-Sprung in die Ecke wieder gut und wehrte den Ball zur Ecke ab.
Kurz danach zeigte der FV einen Bilderbuchangriff. Über Daniel Di Leo in der Mitte lief der Ball schnell auf halbrechts zu Harun Toprak, der sich zur Grundlinie durchkämpfte und mustergültig zurücklegte. Am Elfmeterpunkt lauerte Jona Boneberger und drückte den Ball zur vielumjubelten 1:0-Führung ins Tor. Bonebergers zweites Tor im zweiten Oberligaspiel. Ravensburg hatte noch weitere klare Chancen, unter anderem durch Toprak, der aber nicht an Rennar vorbei kam.
Dann leistete sich der FV einen zweiminütigen, fatalen Blackout. Zunächst flankte Walldorfs Kapitän Stephan Sieger ungehindert von rechts zur Mitte und Maximilian Albrecht hämmerte den Ball unbedrängt volley ins Ravensburger Tor. Nur zwei Minuten später spielte der agile Daniel Hahn die Ravensburger Abwehr schwindlig, legte quer und Cihad Ilhan schob den Ball zum 2:1 für die Gäste ins Tor. Walldorf hatte zweimal eiskalt zugeschlagen und das Spiel gedreht. „In der Oberliga bekommt man nicht so viele Chancen, wenn man die nicht nützt, und hinten individuelle Fehler macht, verliert man solche Spiele“, sagte Heimgartner.
In der zweiten Halbzeit setzte Harun Toprak mit einem satten Schuss aus 20 Metern das erste Ausrufezeichen, der Astoria-Keeper ließ den Ball nach vorne prallen, aber kein FV-Stürmer war zur Stelle. Dann drückte Walldorf wieder aufs Gas. In der 50. schießt Ilhan gefährlich, Herrmann taucht ab und lenkt den Ball um den Pfosten, in der 52. Minute donnert ein Schuss von Stephan Sieger an die Ravensburger Latte, in der 63. Minute vergibt Hahn völlig freistehend vor Herrmann, als er den Ball nochmal querlegt, anstatt ihn ins Tor zu schieben. Dazwischen hatte der FV einmal die Chance zum Ausgleich: Jascha Fiesel hatte sich links klasse durchgespielt und zur Mitte geflankt, Stephan Wohlfarth schießt den Ball aber im Fünfmeterraum über das Tor.
Walldorf konnte den Sack mit einer guten Phase nach der Pause nicht zumachen, dann hatte der FV wieder alles unter Kontrolle. Daniel Di Leo konnte sich in der 67. Minute mit einem schönen Schuss in Szene setzen, aber wieder war Rennar auf den Posten. Der FV war jetzt wieder das spielbestimmende Team, aber der letzte Pass wollte nicht ankommen. Walldorf verwaltete den Vorsprung bis zum Schluss clever. In der Nachspielzeit gelang Maximilian Albrecht das 3:1 bei einem Konter.
„In den ersten 25 Minuten war meine Mannschaft nicht richtig auf dem Platz“, sagte Walldorf-Coach Guido Streichsbier nach dem Spiel. „Wenn wir 0:2 hinten liegen, können wir uns nicht beschweren, dann wäre es für uns heute richtig schwer geworden. Ich bin glücklich, dass wir uns den Sieg erkämpft haben.“
„Am Anfang haben wir so gut wie selten Fußball gespielt“, sagte FV-Trainer Gerhard Rill. „Dann schenken wir das Ganze in zwei Minuten her.“ Wichtig für die Mannschaft sei, „dass sie schnell lernt und effektiver wird, wenn wir so Fußball spielen, dann ist mir nicht Bange vor den nächsten Wochen“.
FV Ravensburg - Astoria Walldorf 1:3 (1:2). Tore: 1:0 Jona Boneberger (24.), 1:1 Maximilian Albrecht (33.), 1:2 Cihad Ilhan (35.), 1:3 Maximilian Albrecht (91.). FVR: Manuel Herrmann, Moritz Fäßler, Jascha Fiesel, Sebastian Mähr, Johannes Joser, Ralf Heimgartner, Jona Boneberger (85. Reiner), Thomas Zimmermann (72. Kalteis), Harun Toprak, Steffen Wohlfarth, Daniel Di Leo (78. Soyudogru). Zuschauer: 650.
Von Alexander Tutschner