FRIEDRICHSHAFEN / sz - Als ihn „seine Jungs“ als kleinen Steppke erstmals mit auf den Bolzplatz im Häfler Ortsteil Berg nahmen, hat wohl noch keiner geahnt, dass aus dem kleinen Simon von damals heute einer der treffsichersten Angreifer der 2. Fußball-Bundesliga wird. Mittlerweile hat Simon Zoller zehn Tore in 18 Liga-Partien auf dem Konto, stand dabei als Neuzugang insgesamt zwölfmal in der Startelf des 1. FC Kaiserslautern. „Ich kann wirklich sagen, dass ich mich zum ersten Mal angekommen fühle im Profifußball“, sagt der 22-Jährige, der bei den „Roten Teufeln“ das denkwürdige Trikot mit der „Nummer 9“ trägt.
Prominente Vorbesitzer dieses Leibchens waren unter anderen Vratislav Lokvenc oder Pavel Kuka. Mit denen möchte sich der Linkshänder, der eigentlich Rechtsfuß ist, zwar nicht vergleichen, doch in Zukunft gerne mit ihnen messen. Es ist sein Ehrgeiz, seine Verbissenheit und Zielstrebigkeit, die den älteren Bruder des 17-jährigen Yannic auszeichnen und ihn beim VfL Osnabrück zum Publikumsliebling werden ließen. Dort netzte er in der abgelaufenen Drittliga-Saison insgesamt 15-mal ein, erregte dadurch natürlich das Interesse anderer Klubs, schrammte jedoch mit dem VfL in der Relegation gegen Dynamo Dresden nur knapp am Aufstieg vorbei.
Den schaffte er nach dem Wechsel nach Rheinland-Pfalz dennoch, das erste Gespräch hatte der Tattoo-Fan mit einem gewissen Stefan Kuntz. Der Europameister von 1996 und jetzige FCK-Vereinsboss war von Beginn an vom 1,79 Meter großen Offensivmann überzeugt, der auch deshalb die „9“ trägt, weil er sich im Sturm am wohlsten fühlt.
Dass er dabei mit Mohamadou Idrissou und Olivier Occean berühmte Mitspieler und zugleich namhafte Konkurrenz hat, stört den gebürtigen Häfler nicht - ganz im Gegenteil. „Wir verstehen uns auf und abseits des Platzes so richtig gut, pushen uns in jedem Training gegenseitig“, erklärt der Musik- und Kunstliebhaber, der seine Familie nicht nur im Herzen, sondern auch farbig eingestochen auf den Armen trägt. „Schließlich haben wir alle ein großes Ziel.“
„Fritz-Walter-Wetter“
Natürlich ist damit der Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga gemeint, den der FCK in der abgelaufenen Spielzeit – damals noch ohne Simon Zoller – in der Relegation gegen die TSG 1899 Hoffenheim verpasste. Bereits am 6. Januar bittet Coach Kosta Runjaic wieder zum Training, das der ehemalige Karlsruher und Ulmer selbst bei dem derzeitigen Schmuddelwetter gerne besucht. „Ich bin bei solchen Bedingungen lieber am Ball als bei 40 Grad“, schmunzelt Zoller und ergänzt: „Bei Fritz-Walter-Wetter sind wir noch besser.“
Es scheint, als habe sich der Schwabe in der Pfalz bestens eingelebt, sprachliche Barrieren gibt's ohnehin keine. „Dadurch, dass ich lange in Karlsruhe und in Osnabrück gelebt habe, kann ich mich auf neue Dialekte ziemlich gut einstellen. Manches habe ich sogar übernommen“, lacht er und möchte einfach den Moment genießen. So wie in Ingolstadt, als Simon Zoller beim 2:1-Erfolg zum Matchwinner wurde und seinem neuen Verein somit den dritten Platz sicherte.
Zur Person: Simon Zoller ist am 26. Juni 1991 in Friedrichshafen geboren, wuchs in Berg auf und kickte in der Jugend beispielsweise beim TSV Fischbach und für den VfB Friedrichshafen. Über den VfB Stuttgart, den SSV Ulm 1846, den Karlsruher SC und den VfL Osnabrück landete er schließlich beim 1. FC Kaiserslautern. Dort läuft sein Vertrag noch bis 30. Juni 2017.
Von Thomas Schlichte